
Zinsen bei 0 %: Was die Leitzinssenkung der SNB für Ihr Geld bedeutet
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Am 20. Juni 2025 hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins auf 0 % gesenkt. Eine bedeutende geldpolitische Entscheidung mit weitreichenden Folgen für die Schweizer Bevölkerung. Was bedeutet das konkret für Sparkonten, Anlagen oder Hypotheken? Und warum wird Oikocredit als ethische Geldanlage dadurch noch interessanter?

Was ist ein Leitzins eigentlich?
Der Leitzins ist der Zinssatz, den die Zentralbank – in der Schweiz die SNB – den Geschäftsbanken für ausgeliehenes Geld verrechnet oder für Einlagen zahlt. Er ist das wichtigste Instrument zur Steuerung der Geldpolitik. Ziel ist es, über den Leitzins unter anderem die Inflation zu kontrollieren, die Wirtschaftsentwicklung zu beeinflussen und für Preisstabilität zu sorgen.
Die SNB ist gewissermassen die «Bank der Banken»: So wie Privatpersonen Konten bei einer Bank führen, halten auch Banken Guthaben (Reserven) bei der SNB oder leihen sich Geld. Ändert sich der Leitzins, beeinflusst das nachgelagert auch die Zinsen für Hypotheken, Sparguthaben und Kredite.
Weshalb hat die SNB den Leitzins gesenkt?
Die Entscheidung, den Leitzins auf 0 % zu senken, kommt nicht überraschend. Sie ist eine Reaktion auf ein komplexes wirtschaftliches Umfeld. Die Schweizer Wirtschaft wächst derzeit nur verhalten. Gleichzeitig hat sich die Inflation deutlich abgeschwächt und ist unter 0% gefallen (SNB-Prognose für 2025), was ausserhalb des Zielbands für Preisstabilität von 0 bis 2 % liegt. In diesem Kontext nutzt die Nationalbank ihren geldpolitischen Spielraum, um die Konjunktur zu stärken.
Ein weiterer Beweggrund ist der anhaltend starke Schweizer Franken. In Zeiten internationaler Unsicherheit flüchten viele Investor*innen in den Franken, was den Wechselkurs steigen lässt. Das belastet die Exportwirtschaft und führt dazu, dass Schweizer Produkte im Ausland teurer werden. Ein tiefer Leitzins macht Anlagen in Franken unattraktiver und soll so den Druck auf die Währung mindern.
Die SNB will mit der Zinssenkung ausserdem verhindern, dass sich deflationäre Tendenzen verfestigen. Ein Nullzins kann dazu beitragen, die Geldmenge auszuweiten, Investitionen zu erleichtern und den Konsum anzuregen. Die SNB erklärte in ihrer Medienmitteilung vom 19. Juni 2025, dass die Massnahme darauf abzielt, „die monetären Bedingungen weiter zu lockern, um die inländische Nachfrage zu stützen“.
In der Summe ist die Zinssenkung also ein Versuch, die Wirtschaft zu stabilisieren, ohne auf drastischere Mittel zurückgreifen zu müssen.

Welche Auswirkungen hat die Leitzinssenkung?
Ein Leitzins von 0 % ist ein klares geldpolitisches Signal: Geld wird billig, Investitionen sollen attraktiver und das Sparen unattraktiver werden. Diese Entscheidung hat sowohl direkte als auch indirekte Effekte auf verschiedene Bereiche der Wirtschaft und des Finanzsystems:
- Sparzinsen sinken weiter: Sparkonten bieten kaum noch oder gar keine Verzinsung mehr – teilweise sogar negative Realzinsen bei gleichzeitiger Inflation.
- Kredite werden günstiger: Die Zinssätze für Hypotheken und Konsumkredite sinken. Dies kann zu verstärkten Investitionen in Immobilien führen und in der Folge auch zu steigenden Immobilienpreisen.
- Aktien und alternative Anlagen gewinnen an Bedeutung: In einem Umfeld ohne klassische Zinsen weichen Anleger*innen zunehmend auf Aktien, Fonds oder Sachwerte aus. Dies kann jedoch zu mehr Volatilität an den Märkten führen und birgt ein erhöhtes Risiko.
- Anreiz zum Konsum: Sinkende Zinsen verringern die Attraktivität des Sparens. Dies kann Konsum und Investitionen kurzfristig ankurbeln – mit dem Ziel, die Binnenkonjunktur zu stärken.
Diese Effekte sind Teil einer klassischen expansiven Geldpolitik, wie sie auch von anderen Zentralbanken in Europa derzeit wieder verstärkt verfolgt wird (vgl. Europäische Zentralbank).
Was bedeutet das für Privatpersonen?
Für Privathaushalte bedeutet der Nullzins vor allem eins: Sparen lohnt sich kaum noch. Die Realverzinsung – also die Differenz zwischen Zinsen und Inflation – ist negativ. Das heisst: Geld auf dem Konto verliert mit der Zeit an Wert.
Gerade Menschen mit traditionellem Sparverhalten sind davon betroffen. Gleichzeitig können sich für Kreditnehmende Vorteile ergeben: Hypotheken und Konsumkredite sind günstiger, was zu mehr Spielraum im Budget führen kann. Viele nutzen dies, um eine Immobilie zu kaufen oder grössere Anschaffungen zu tätigen. Dies befeuert jedoch auch die Immobilienpreise weiter – besonders in gefragten Regionen (Wüest Partner, Immo-Monitoring 2025).
Zugleich steigt die Unsicherheit: Wer sich auf risikoreichere Anlagen einlässt – etwa Aktien oder Kryptowährungen – ist oft stärker von Kursschwankungen betroffen. Für viele ist das mit Stress verbunden und nicht unbedingt mit ihren persönlichen Werten vereinbar.
Viele Menschen stellen sich daher die Frage: Wie kann ich mein Geld sinnvoll einsetzen, wenn klassische Wege schwierig geworden sind?
Sparen, Anlegen und Oikocredit
Laut Zahlen der Schweizerischen Nationalbank lag die durchschnittliche Verzinsung von Sparguthaben in der Schweiz bereits vor der Zinssenkung unter 0,5 % – und fällt nun weiter. Gleichzeitig verzeichneten nachhaltige Investitionen einen kontinuierlichen Anstieg, insbesondere bei Anleger*innen mit langfristigem Horizont (Schweizer Marktstudie Nachhaltige Anlagen 2025). Studien zeigen zudem, dass das Vertrauen in nachhaltige Finanzprodukte wächst – gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit (Forum Nachhaltige Geldanlagen, Marktbericht 2024).
Wer sparen möchte, steht unter Druck. Sparkonten werfen keine Erträge ab, oft entstehen sogar versteckte Kosten durch Kontogebühren. Im Gegensatz dazu bietet Oikocredit eine transparente Alternative:
- Keine Kontoführungsgebühren: Bei Oikocredit zahlen Anleger*innen keine Gebühren für ihre Geldanlage.
- Keine Spekulation, aber Wirkung: Oikocredit vergibt Kredite an sorgfältig ausgewählte Mikrofinanzorganisationen, Sozialunternehmen und Genossenschaften im Globalen Süden.
- Stabilität durch Partnerschaft: Als Genossenschaft agiert Oikocredit langfristig und partnerschaftlich – abseits kurzfristiger Renditeziele.
Nullzinsen als Chance zum Umdenken
Die SNB-Zinssenkung zeigt deutlich, wie stark unser Finanzsystem auf kurzfristige Anreize ausgerichtet ist. Doch sie ist auch eine Einladung, Alternativen zu denken: Wie kann Geld wirken, wenn es nicht einfach nur auf einem Sparkonto liegt?