Brücken schlagen, Veränderungen schaffen

Interview mit Owais Shafiq von Aqua for All

Die Oikocredit-Partnerschaft mit der internationalen Stiftung Aqua for All geht in ihr drittes Jahr. Owais Shafiq, Senior Impact Finance Officer von Aqua for All, spricht über unsere Partnerschaft, ihre Erfolge und die Aussichten für die nächsten Jahre.

Vor etwas mehr als zwei Jahren haben wir unsere Partnerschaft mit Aqua for All ins Leben gerufen, um die Bereitstellung von Kreditprodukten für kleine und mittlere Unternehmen im Bereich Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Afrika und Asien zu verbessern. Owais Shafiq von Aqua for All blickt nun auf diese ersten zwei Jahre zurück und spricht über die Zukunft unserer Zusammenarbeit bei der Entwicklung innovativer und erschwinglicher Finanzierungslösungen für den Wasser- und Abwassersektor.

Warum ist Aqua for All eine Partnerschaft mit Oikocredit eingegangen?

Die Strategie von Aqua for All zielt darauf ab, die Verwirklichung des Ziels Nr. 6 für nachhaltige Entwicklung, nämlich den Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen für alle, zu beschleunigen, indem die Lücken bei den Dienstleistungen und der Finanzierung in diesem Sektor geschlossen werden. Wir bemühen uns, Kapital schneller und in grösserem Umfang für unsere Impact-Finance-Initiativen mit lokalen Finanzinstituten zu beschaffen. Mit Oikocredit International haben wir die richtige Partnerin gefunden. Sie ist eine führende Impact-Investorin, die sich zum Ziel gesetzt hat, lokale Gemeinschaften durch verschiedene Initiativen zu stärken, u. a. durch die Ausweitung des Zugangs zu Wasser- und Sanitärdienstleistungen. Oikocredit versorgt ein grosses Netzwerk lokaler Finanzinstitutionen, die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in unseren Zielregionen Finanzierungen anbieten, mit Liquidität.

Warum passt Oikocredit so gut zu Aqua for All?

Der gemeinschaftsorientierte Ansatz von Oikocredit stellt sicher, dass die Investitionen den Menschen vor Ort zugute kommen, insbesondere denjenigen, die mit geringem Einkommen und in ländlichen Gebieten leben. Als Impact-First-Investorin ist Oikocredit offen für neue Themenbereiche und neue Herausforderungen, wie die Finanzierung und den Ausbau erschwinglicher Wasser- und Sanitärdienstleistungen. Die Bereitschaft von Oikocredit, sich in diesen relativ neuen Investitionsbereich zu wagen, zeigt, dass sie bereit ist, etwas zu bewirken, was perfekt mit dem Auftrag und den Zielen von Aqua for All übereinstimmt.

Was ist das übergeordnete Ziel dieser Partnerschaft?

Ziel unserer Partnerschaft ist es, den Zugang zu erschwinglichen und nachhaltigen Wasser- und Sanitärdienstleistungen für viele unterversorgte Haushalte und Gemeinschaften in Asien und Afrika zu verbessern. Im Rahmen dieser Partnerschaft bieten Oikocredit und Aqua for All Finanzinstitutionen ein einzigartiges gemeinsames Angebot an Kapital, Risikominderung und technischer Hilfe, damit sie ihre Wasser- und Sanitärportfolios ausbauen und lokale Gemeinschaften unterstützen können. Diese Partnerschaft zwischen einer globalen Stiftung und einer Vermögensverwaltung sollte auch den Weg für ähnliche Partnerschaftsmodelle in diesem Sektor ebnen.

Können Sie näher auf die Initiativen eingehen, die unsere Partnerschaft unterstützt?

Wir unterstützen gemeinsam lokale Finanzinstitute in Kambodscha, Indonesien, Kenia und Uganda und entwickeln Initiativen in den westafrikanischen Ländern Côte d’Ivoire, Nigeria und Senegal.

Die Zuschüsse für technische Hilfe von Aqua for All ermöglichen es diesen Finanzpartnern, durch Aktivitäten wie Marktstudien, Produktentwicklung, Marketing und Schulung ein Portfolio für Wasser- und/oder Sanitärversorgung aufzubauen. Oikocredit stellt die nötige Liquidität zur Verfügung, damit Finanzinstitutionen ihrer Kundschaft Kredite und andere Finanzprodukte anbieten können. Bei Bedarf stellt Aqua for All Risikominderungskapital zur Verfügung.

Die Initiativen variieren je nach lokalen Bedürfnissen. In Kambodscha arbeiten wir zum Beispiel mit Betreibern von Wasserleitungen zusammen, in Indonesien unterstützen wir die Entwicklung von Lösungen für die sanitäre Versorgung. In Kenia haben wir gemeinsam mit einer lokalen Bank ein klimaresistentes Wasser- und Abwasserportfolio entwickelt, und in Uganda unterstützen wir Mikrofinanzinstitute bei der Kreditvergabe im Bereich Wasser und Abwasser.

Was ist Ihre spezifische Rolle in dieser Partnerschaft?

Weltweit ist ein grosses Team von Mitarbeitenden von Aqua for All und Oikocredit aktiv an dieser Partnerschaft beteiligt. Meine Aufgabe ist es, die Interessen von Aqua for All innerhalb der Partnerschaft zu vertreten und dabei unsere Beiträge zu beaufsichtigen und zu koordinieren, um sicherzustellen, dass wir unsere gemeinsamen Ziele und Verpflichtungen erfüllen.

Ich arbeite mit globalen und regionalen Investmentteams zusammen, um Ideen zu entwickeln, Prioritäten zu setzen und Massnahmen durchzuführen, die eine erfolgreiche Partnerschaft fördern. Dazu gehören der Aufbau und die Weitergabe von Wissen, gemeinsame Kommunikationsmöglichkeiten und direkte Kontakte zu Finanzinstituten. Konkret arbeite ich mit Finanzinstitutionen in Westafrika und Südostasien zusammen, um Projekte zu entwickeln, bei denen technische Hilfe und risikomindernde Zuschüsse kombiniert werden. Damit und mit dem Kapitalbeitrag von Oikocredit wird das Ökosystem der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, in dem sie tätig sind, gefördert.

Wie hat sich diese Partnerschaft seit ihrer Einführung im Juni 2022 ausgewirkt?

Wir haben bereits positive Ergebnisse gesehen. Unsere Partnerschaft hat zur Entwicklung mehrerer Wasser- und Abwasserportfolios von sechs Finanzinstituten in Ostafrika und Südostasien geführt. Zusammen mit dem privaten Kapitaleinsatz von Oikocredit konnte die Partnerschaft das aufgebrachte Kapital um das Achtfache steigern.

Stand heute haben die im Rahmen der Partnerschaft unterstützten Finanzinstitute rund 550 KMU und 7 500 kreditnehmende Haushalte mit Darlehen für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung versorgt. Diese Erfahrung hat die Zusammenarbeit gestärkt und den Grundstein für künftige Erfolge gelegt.

Dennoch ist es noch zu früh, um über die vollen Auswirkungen der Partnerschaft zu berichten. Vorbereitungsarbeiten vor dem Abschluss einer Transaktion benötigen Zeit. Die Suche nach dem richtigen Finanzinstitut, die Bewertung seiner Stärken und Bedürfnisse, die Entwicklung und Umsetzung eines massgeschneiderten Konzepts für technische Hilfe und der Aufbau interner Kapazitäten, um sicherzustellen, dass das Darlehensangebot den Bedürfnissen von KMU im Bereich Wasserversorgung und Abwasserentsorgung entspricht, sollten nicht überstürzt werden.

Was sind die nächsten Schritte in dieser Partnerschaft? Gibt es Pläne, sie zu erweitern oder neue Initiativen einzuführen?

Nach über zwei Jahren ist es an der Zeit, über die Fortschritte nachzudenken, die Aqua for All und Oikocredit in ihrer Zusammenarbeit gemacht haben, und die Lehren für die Zukunft zu ziehen. Derzeit prüfen wir, wie wirksam unsere Modelle und Annahmen waren, und suchen nach Möglichkeiten, unsere Initiativen auszuweiten, um mehr Finanzinstitute zu erreichen und mehr Menschen Zugang zu Wasser- und Abwasserdienstleistungen zu verschaffen. Wir planen, unsere Partnerschaft fortzusetzen und freuen uns darauf, neue Möglichkeiten zu finden, um weiterhin unsere gemeinsamen Wirkungsziele zu erreichen.