Im Gespräch mit Foteini Katzilaki: Die Wirkung von Oikocredit in Uganda und Kenia

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Foteini Katzilaki teilt ihre Erfahrungen aus Uganda und Kenia, wo sie hautnah die transformative Wirkung erlebte, die Oikocredit mit ihrer Unterstützung bäuerlicher Organisationen und gemeinschaftsorientierter Sozialunternehmen erzielt.

Foteini Katzilaki

Foteini Katzilaki, Global Institutional Fundraiser bei Oikocredit, reiste kürzlich nach Uganda und Kenia, um Partner zu besuchen, die an zwei transformativen Projekten beteiligt sind: dem Projekt Innovative Finance for Improved Livelihoods (IFIL) und der Enterprise Support Facility (ESF) der Oikocredit International Foundation.

Wirkung im Fokus: Erfahrungen aus der Praxis

Während ihrer Reise konnte Foteini Katzilaki die positive Wirkung der Oikocredit-Unterstützung für Bauernorganisationen und gemeinschaftsorientierte Sozialunternehmen hautnah erleben. In diesem Interview teilt sie ihre Eindrücke, stellt die besuchten Projekte vor und erklärt, wie Oikocredit in Ostafrika nachhaltige Veränderungen bewirkt.

Foteini, vielen Dank, dass du heute bei uns bist! Kannst du uns mehr über den Zweck deiner Reise nach Uganda und Kenia erzählen?

Es ist mir eine Freude, hier zu sein! Der Hauptzweck meiner Reise war es, mehrere Partnerorganisationen von Oikocredit zu besuchen und direkt zu erleben, wie sie Gemeinschaften in Uganda und Kenia stärken. Besonders konzentrierte ich mich auf Projekte, die von zwei unserer wichtigsten Initiativen unterstützt werden: dem «Innovative Finance for Improved Livelihoods» (IFIL) und der «Enterprise Support Facility» (ESF) der Oikocredit International Foundation.

Diese Projekte zielen darauf ab, den Zugang zu Finanzmitteln zu verbessernSchulungs- und Bildungsprogramme anzubieten und nachhaltiges Unternehmertum zu fördern. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf FrauenJugendlichen und dem Umgang mit dem Klimawandel. Die Reise gab mir wertvolle Einblicke, wie Spendenmittel zusammen mit Oikocredits Fachwissen in den Bereichen ESG und Finanzierung das Leben der Menschen nachhaltig verbessern können.

Was ist dir bei deinem Besuch in Uganda besonders aufgefallen?

Uganda war eine unglaublich bereichernde Erfahrung, und viele Momente haben mich beeindruckt. Besonders auffällig war unser Besuch bei der Namwendwa Maize Farmers Cooperative Society im Osten des Landes.

Die Genossenschaft hatte ein Darlehen von Oikocredit erhalten, um Mais von den Landwirt*innen zu kaufen und zu lagern, bis die Marktpreise steigen. Sie hatte jedoch mit grossen Herausforderungen zu kämpfen, darunter schwankende Marktpreise und die Auswirkungen des Klimawandels.

Trotz dieser Rückschläge war es ermutigend zu sehen, wie die Schulungen wirkten. Zusammen mit unserem Partner WeEffect bot Oikocredit Schulungen zu Gleichstellung, Umgang mit dem Klimawandel und Finanzmanagement an.

Namwendwa Maize Farmers
Schulungs- und Bildungsprogramme gehen über reine finanzielle Unterstützung hinaus – sie schaffen eine dauerhafte Befähigung.

Diese Schulungen verbesserten nicht nur ihre technischen Fähigkeiten, sondern veränderten auch ihren Führungsansatz. Besonders beeindruckt hat mich die Betriebsleiterin Rose. Sie sprach mit grosser Zuversicht über die Zukunft der Genossenschaft. Es war deutlich, dass das neu erlernte Wissen ihr half, eine nachhaltigere Zukunft für die Genossenschaft zu planen. Dies zeigt, wie Schulungs- und Bildungsprogramme über reine finanzielle Unterstützung hinausgehen: Sie führen zu einer langfristigen und nachhaltigen Befähigung.

Welche anderen Organisationen hast du besucht, und was hat dich an deren Arbeit beeindruckt?

Ich hatte die Gelegenheit, mehrere bemerkenswerte Organisationen zu besuchen. Ein grossartiges Beispiel für Wachstum und Resilienz ist die Kyazanga Farmers› Cooperative Society im Zentrum Ugandas.

Kyazanga erhielt von Oikocredit ein Darlehen im Rahmen des IFIL-Projekts, das erfolgreich zurückgezahlt wurde. Mit einem weiteren Darlehen aus der ESF konnte die Genossenschaft ihre Tätigkeit ausweiten und weiter wachsen.

Kyazanga Farmers
Es ist unglaublich zu sehen, wie Technologie genutzt wird, um die Resilienz gegenüber dem Klimawandel zu stärken

Kyazanga arbeitet mit über 1’000 Landwirt*innen, darunter 644 Frauen. Ein besonders bemerkenswerter Aspekt ihrer Arbeit ist die Partnerschaft mit der Nationalen Meteorologischen Behörde Ugandas. Gemeinsam führten sie ein Frühwarnsystem ein, das Wettervorhersagen und Warnungen per WhatsApp an die Landwirt*innen sendet. So können diese bessere Entscheidungen zu Anpflanzung, Bewässerung und Katastrophenvorsorge treffen. Es ist unglaublich zu sehen, wie Technologie genutzt wird, um die Resilienz gegenüber dem Klimawandel zu stärken.

Ein weiterer inspirierender Besuch war bei SmartFundi Solutions im Westen Ugandas. Dieses innovative Unternehmen bekämpft den Wohnungsmangel, indem es einkommensschwachen Familien ein Rent-to-Own-Wohnungsprogramm anbietet. Mit einem Darlehen aus der ESF konnte es 17 Wohneinheiten bauen.

SmartFundi Solutions
Der Unternehmergeist ist ansteckend.

Isa, der Gründer, brennt mit einer unglaublichen Leidenschaft dafür, Technologie zur Lösung von Problemen im Wohnungsbau einzusetzen. Seine Vision geht jedoch weit über das Bauwesen hinaus. Er plant, eine digitale Plattform zu schaffen, die junge Menschen mit dem Arbeitsmarkt im Baugewerbe verbindet und ihnen Ausbildung sowie Akkreditierung ermöglicht. Isas Unternehmergeist ist ansteckend. Ich bin überzeugt, dass seine Arbeit einen langfristigen Einfluss auf den Wohnungssektor haben wird.

Kommen wir nun zum Besuch der Kihungu Kasebere Cooperative. Was waren dort die Highlights?

Der Besuch der Kihungu Kasebere Cooperative in den Rwenzori-Bergen war besonders berührend. Diese Genossenschaft konzentriert sich auf den Kaffeeanbau und erhielt ein Darlehen von Oikocredit, um Bäuer*innen Kaffee abzukaufen. Wie viele andere Organisationen, die wir besuchten, steht sie jedoch vor Herausforderungen durch den Klimawandel.

Kasebere Coffee Coop
Der Zugang zu Finanzmitteln und Unterstützung kann eine ganze Gemeinschaft stärken.

Besonders beeindruckend war die Innovationskraft und Resilienz der Mitglieder. Viele, vor allem Frauen, pflanzen Bäume, um den Kaffeepflanzen Schatten zu spenden – eine clevere Massnahme zur Anpassung an den Klimawandel. Sie prüfen zudem die Möglichkeit, durch die Investition in eine Kaffeeröstmaschine den Wert ihres Produkts zu steigern. Diese Initiativen bekämpfen nicht nur die direkten Auswirkungen des Klimawandels, sondern schaffen auch neue Einkommensquellen, die für die langfristige Nachhaltigkeit der Kooperative entscheidend sind.

Wie steht es mit Kenganzi Agencies? Das scheint eine weitere erstaunliche Erfolgsgeschichte zu sein.

Kenganzi Agenciesin Uganda zeigt eindrucksvoll, wie der Zugang zu Finanzmitteln und Unterstützung eine ganze Gemeinschaft stärken kann. Kenganzi arbeitet mit 500 Kleinbäuer*innen zusammen, von denen 98,8 % Frauen sind.

Lake Viktoria
Was mich bei Kenganzi wirklich beeindruckt hat, ist die Art und Weise, wie sie die Frauen in ihrer Gemeinde stärkt.

Diese Bäuerinnen erhalten zinslose Darlehen für den Kauf von Betriebsmitteln, die sie in Kakaobohnen zurückzahlen. Mit einem ESF-Darlehen im Jahr 2023 konnte Kenganzi seinen Betrieb ausweiten. 2024 erhielt das Unternehmen ein weiteres Darlehen, um 2’000 weitere Bäuerinnen und Bauern aufzunehmen und die Infrastruktur zu verbessern.

Was mich jedoch wirklich beeindruckt hat, ist die Art und Weise, wie sie die Frauen in ihrer Gemeinschaft gestärkt haben. Angela, die Gründerin, ist zu einer führenden Persönlichkeit und einem Vorbild geworden. Sie leitete ein innovatives Projekt, bei dem Kakaoschalen zu Briketts verarbeitet werden, um die Abhängigkeit von Brennholz in der Gemeinschaft zu verringern.

Dieses Projekt wurde durch die Schulungs- und Bildungsprogramme von Oikocredit möglich, die es Angela erlaubten, ihre Vision in die Tat umzusetzen und die Resilienz ihrer Gemeinschaft gegenüber ökologischen Herausforderungen zu stärken.

Während unseres Besuchs wurden wir von der Gemeinschaft herzlich empfangen. Es war offensichtlich, dass Angela nicht nur als Geschäftsfrau, sondern auch als Hoffnungsträgerin respektiert wird. Ihre Arbeit hat das Leben vieler Bäuerinnen verändert, und der Einfluss ihrer Führung kann nicht hoch genug geschätzt werden.

Kommen wir nun zu deinem Besuch in Kenia. Was waren die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Teil der Reise?

Auch Kenia war unglaublich inspirierend. Ein Höhepunkt war unser Besuch bei der Kilalani Farmers Cooperative in Machakos. Mit Unterstützung von Oikocredit wurde dort kürzlich ein Bohrloch fertiggestellt. Das lokale Sprichwort „Wasser ist Leben“ trifft hier besonders zu, denn dieses Bohrloch ist nun eine wichtige Lebensader für die Bauern und Bäuerinnen.

Kilalani Farmers Cooperative in Machakos
Etwas so Grundlegendes wie Wasser kann der Schlüssel sein, um die Lebensgrundlage einer ganzen Gemeinschaft zu verändern.

Das Bohrloch hat den Bäuerinnen und Bauern nicht nur eine zuverlässige Wasserquelle für die Kaffeeverarbeitung gegeben, sondern auch die Kaffeequalität erheblich verbessert, was seinen Marktwert steigert. Dieses Projekt zeigt, wie wichtig Wasser für die Verbesserung der Lebensgrundlage einer ganzen Gemeinschaft ist. Es war auch ein sehr emotionaler Moment, mit ihnen Tee zu trinken, der mit Wasser aus dem neuen Bohrloch zubereitet wurde. Es erinnerte uns daran, wie lebenswichtig solche Ressourcen sind.

Was hat dich an der Erzbischof Ndingi Mwana’a Nzeki Stiftung beeindruckt?

Die Erzbischof Ndingi Mwana’a Nzeki-Stiftungin Kenia leistet bemerkenswerte Arbeit in der Bienenzucht und Honigproduktion. Mit einem Darlehen von Oikocredit erweiterten sie ihre 8-Hektar-Farm zu einem Kompetenzzentrum für Bienenzucht. Sie haben bereits 100 Bienenstöcke gekauft und schulen lokale Landwirt*innen, wie sie die Honigproduktion verbessern und ein nachhaltiges Einkommen erzielen können.

Archbishop Ndingi Mwana'a Nzeki Foundation in Kenya
Diese Reise hat meinen Glauben an die Kraft von Veränderungen, die aus der Gemeinschaft heraus entstehen, weiter gestärkt.

Pater Anthony, der engagierte Leiter der Stiftung, setzt sich leidenschaftlich für seine Gemeinschaft ein und hat grosse Pläne, weitere bienenbasierte Produkte wie Propolis und Bienenwachs zu produzieren. Besonders beeindruckt hat mich der starke Fokus auf junge Menschen. Die Stiftung arbeitet aktiv daran, die nächste Generation in die Bienenzucht einzubeziehen, und der Honigmarkt in Kenia bietet ein grosses Wachstumspotenzial.

Wie reflektierst du diese Erfahrung und wie beeinflusst dies deine Sicht auf die Rolle von Oikocredit in der Region?

Diese Reise hat meinen Glauben an die Kraft des Wandels, der aus der Gemeinschaft heraus entsteht, weiter gestärkt. Ich habe gesehen, dass diese Organisationen trotz der Herausforderungen, vor denen sie stehen, große Fortschritte bei der Stärkung lokaler Gemeinschaften erzielen.

Oikocredit geht es nicht nur darum, finanzielle Mittel bereitzustellen, sondern auch darum, diesen Gemeinschaften die Werkzeuge zu geben, ihre eigene Entwicklung voranzutreiben. Durch SchulungenFachwissen und finanzielle Unterstützung werden sie dazu befähigt, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Jede Organisation, die ich besucht habe, legt den Grundstein für eine nachhaltigere und inklusivere Zukunft. Es berührt mich, Teil dieser Reise zu sein.

Mir ist auch bewusst geworden, wie wichtig es ist, unsere Fundraising-Bemühungen fortzusetzen, um diese Projekte zu unterstützen. Die Auswirkungen von Initiativen wie IFIL und ESF sind enorm, aber Spenden und subventionierte Darlehen sind in der Anfangsphase entscheidend, bis die Projekte finanziell stabil und nachhaltig werden. Wir investieren nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Menschen, in ihre Resilienz und ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Deine Reise fiel übrigens mit einem wirklich besonderen und feierlichen Moment für Oikocredit zusammen, nicht wahr? Inwiefern prägte dies deinen Besuch?

Ja, das stimmt! Meine Reise fiel mit dem 30-jährigen Bestehen von Oikocredit Ostafrika zusammen, das mit einem besonderen Frühstückstreffen von Fachleuten in Nairobi gefeiert wurde. Die Veranstaltung, an der hochrangige Gäste aus den Bereichen Entwicklungsfinanzierung und Entwicklungszusammenarbeit teilnahmen, wurde von Dr. Peter Munga, dem Gründer der Equity Bank, mit seiner Weisheit und seinen zukunftsorientierten Visionen bereichert.

Oikocredit East Africa’s 30th anniversary
Die Aufgabe von Oikocredit ist es, Gemeinschaften zu befähigen, ihre eigene Entwicklung voranzutreiben, indem Schulungen, Fachwissen und finanzielle Unterstützung bereitgestellt werden.

Es war wirklich inspirierend zu sehen, wie viel Vertrauen und Respekt uns von unseren Partnerorganisationen entgegengebracht wurde. Das spricht für die außergewöhnliche Arbeit, die Oikocredit seit Jahrzehnten leistet. Ein herzliches Dankeschön an Caroline Mulwa, die Oikocredit-Regionaldirektorin für Afrika, und das gesamte Team in Ostafrika für ihren herzlichen Empfang!