Rückblick zur Generalversammlung von Oikocredit International

Mitgliederversammlung

Intensive Gespräche, strategische Entscheidungen und persönliche Begegnungen – die Generalversammlung von Oikocredit International

Mitgliederversammlung von Oikocredit International

Generalversammlung von Oikocredit International 2025 in Amersfoort

Einmal im Jahr kommt die weltweite Oikocredit-Gemeinschaft zur Generalversammlung (AGM) zusammen – ein zentrales Ereignis für unsere Genossenschaft. 2025 fand die Versammlung in Amersfoort statt und wurde begleitet von intensiven Gesprächen, strategischen Entscheidungen und persönlichen Begegnungen.

Members Meeting am Vortag – Austausch und Vorbereitung

Am Tag vor der offiziellen Versammlung trafen sich die Mitglieder zum sogenannten Members Meeting. Hier wurden alle zentralen Themen umfassend vorgestellt und diskutiert – als Grundlage für die Abstimmungen am nächsten Tag.

Der Members Council präsentierte seine Arbeit und wies auf zwei vakante Sitze hin: Einer für die Förderkreise und einer für die Direktmitglieder. Ziel ist es, diese so zu besetzen, dass eine ausgewogene globale Vertretung gewährleistet bleibt. Für beide Sitze gab es jeweils eine*n Kandidierende*n.

Auch das Supervisory Board stellte sich und seine Aufgaben vor. Vier Sitze waren vakant; für zwei davon gab es Kandidierende.

Nach zehn Jahren wurde ein neuer externer Auditor benannt und vorgestellt – ein bedeutender Schritt in Richtung Transparenz und Qualitätssicherung.

Diskussion um die Dividende – 0,25 % oder 0 %?

Ein besonders diskutiertes Thema war der Vorschlag eines spanischen Förderkreises, eine Dividende von 0,25 % auszuschütten. Die Geschäftsführung hatte im Vorfeld jedoch empfohlen, auf eine Ausschüttung zu verzichten. Dabei wurde deutlich: Es braucht künftig eine klarere Kommunikation, dass es sich bei solchen Empfehlungen nicht um vorweggenommene Entscheidungen handelt.

Da ein möglicher Dividendenbetrag aus den Rücklagen hätte finanziert werden müssen, wurde kontrovers abgewogen: Soll Oikocredit ein Zeichen der Wertschätzung setzen – oder angesichts des negativen Jahresergebnisses aus Verantwortung auf eine Ausschüttung verzichten?

Oikocredit – Genossenschaft oder Bewegung?

In einer Session der agilen Arbeitsgruppe „Corporate Identity“ diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen, ob Oikocredit mehr ist als eine Genossenschaft – nämlich eine Bewegung. Besonders betont wurden dabei die Werte: gemeinschaftliches Handeln, Solidarität, sinnorientiertes Wirtschaften und die Bedeutung jedes Beitrags.

GLTA und globale Bildungsarbeit

Ein weiterer Schwerpunkt war die Bildungsarbeit der Förderkreise, vorgestellt in einer Plenarsession. Viele Mitglieder kannten die Vielzahl an Angeboten und Aktivitäten bislang nicht. Besonders eindrucksvoll war das Interview mit einem Direktmitglied aus Tuvalu. Er berichtete von den dramatischen Folgen des Klimawandels: steigender Meeresspiegel, versalzene Böden, sinkende Lebensqualität – und die Unterstützung durch lokale Kirchengemeinden beim Umsiedlungsprozess. In anschließenden Kleingruppen wurden Auswirkungen des Klimawandels auf die Arbeit von Oikocredit –  insbesondere in der Landwirtschaft – vertieft diskutiert.

Das Interview ist auf YouTube abrufbar: Reverend Taualo Penivao, General Secretary of the Ekalesia Kelisiano.

Gemeinsames Abendessen – persönliche Begegnung

Ein gemeinsames Abendessen bot Raum für persönlichen Austausch und stärkte die Verbindung zwischen Mitgliedern aus aller Welt – ein wichtiger Teil für die Kultur der Genossenschaft.

Die AGM – Entscheidungen und Weichenstellungen

Am darauffolgenden Tag fand die offizielle Generalversammlung statt. Sie wurde feierlich mit einem Gebet eröffnet und beschlossen. Die zuvor diskutierten Themen kamen zur Abstimmung:

  • Die vorgeschlagene Dividende von 0,25 % wurde abgelehnt, es bleibt bei 0 %.
  • Geschäftsführung und Supervisory Board wurden entlastet.
  • Alle Personalien für den Members Council und das Supervisory Board wurden bestätigt.

Im Bericht der Geschäftsführung wurde das wirtschaftliche Ergebnis erläutert: Insbesondere die politischen Unsicherheiten in Peru und Bolivien führten zu einem negativen Jahresabschluss.

Nach der strategischen Transition stehen nun die Förderkreise vor der Aufgabe, sich in ihrer neuen Rolle zu positionieren und weiterzuentwickeln.

Fazit:
Mit über 80 Teilnehmenden – online und vor Ort – war die Generalversammlung 2025 ein starkes Zeichen für die internationale Verbundenheit und das gemeinsame Engagement aller Mitglieder.

 

Von Gesa Petersen