Verantwortungsvolle Mikrofinanz in Kambodscha 

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Tes Pilapil, Regionaldirektorin für Südostasien, und Kao Kok, Investment Officer für Kambodscha, sprechen über unsere Arbeit in vor Ort.

Oikocredit ist derzeit in zwei Ländern Südostasiens aktiv: Die Genossenschaft investiert in Kambodscha und in Indonesien, um eine positive soziale Wirkung in der Region zu erzielen. Wir haben unsere Kollegin Tes Pilapil, Regionaldirektorin für Südostasien, und unseren Kollegen Kao Kok, Investment Officer für Kambodscha, eingeladen, über unsere Arbeit in dem Land zu berichten. 

 

Bitte erzählen Sie uns von Ihren Aufgaben bei der Arbeit für Oikocredit in Kambodscha (Kao) und in Südostasien (Tes). 

 Kao Kok: Als Investment Officer für Kambodscha ist es meine Aufgabe, Finanzdaten, Markttrends und die wirtschaftlichen Bedingungen im Land zu analysieren. Ich ermittle Chancen, Risiken und Herausforderungen für Oikocredits Ansatz für Investitionen mit sozialer Wirkung und damit dem Ziel, Menschen und Gemeinschaften mit geringem Einkommen zu unterstützen, ihr Leben selbständig zu verbessern.  

Wenn ich ein Investitionspotenzial für Oikocredit sehe, prüfe ich die möglichen Partnerunternehmen sorgfältig, um sicherzustellen, dass wir nur Partnerschaften mit Mikrofinanzinstitutionen (MFI) eingehen, die unsere Mission für soziale Wirkung und den positiven Einfluss auf das Leben der Kund*innen teilen. Ich analysiere, ob potenzielle Partner über gute interne Kontrollsysteme und ein professionelles Risikomanagement verfügen und die nationalen Vorschriften sowie die branchenweit empfohlenen Praktiken vollständig einhalten. Dies ist für den Schutz der Kund*innen von essenzieller Bedeutung und eines der wichtigsten Anliegen von Oikocredit.  

Bei allen unseren derzeitigen Partnern überprüfe ich außerdem ganz genau wie sich die Partner entwickeln, einschließlich ihrer vierteljährlichen oder monatlichen Berichte, um mögliche Herausforderungen oder Bereiche zu ermitteln, in denen sie eventuell zusätzliche Unterstützung benötigen. Sowohl für die Due-Diligence-Prüfung als auch das Monitoring besuche ich die Hauptgeschäftsstellen und Zweigstellen der Partner. Dort treffe ich mich mit dem Management-Team und den Mitarbeiter*innen sowie mit den Kredit- oder Investitionsbeauftragten, die direkt mit den Kund*innen in Kontakt stehen. Die Häufigkeit unserer Besuche und Treffen bei den Partnern ist unterschiedlich. Mindestens ein- bis zweimal im Jahr führen wir einen offiziellen Kontrollbesuch bei jedem Partner durch. Dazwischen kommunizieren wir häufig per E-Mail und Telefon und machen spontane Besuche, zum Beispiel um etwaige Schwierigkeiten zu besprechen.  

Ich besuche auch die Kund*innen der Partner, sogenannte Endkund*innen. Für uns ist es enorm wichtig, unsere Endkunden zu verstehen – ihre Lebensumstände ebenso kennenzulernen wie die Herausforderungen, denen sie und ihre Gemeinschaften gegenüberstehen. Für uns ist auch wichtig zu verstehen, welche Ziele sie mit der Aufnahme eines Kredits verfolgen. 

Eine unserer Endkundinnen ist Frau Rin Sokheng. Sie ist 30 Jahre alt, Mutter eines Sohnes und Inhaberin eines Beautysalons in Siem Reap, im Nordosten von Kambodscha. Ihr Mann arbeitet in einer Werkstatt im selben Ort. Mithilfe von Krediten und Beratung durch den Oikocredit-Partner MAXIMA hat Frau Sokheng ihren Salon ausgestattet und für die Kundschaft ansprechend eingerichtet. Als MAXIMA-Kundin ist sie sehr zufrieden und lobt die MFI für ihren guten Kundenservice, die klaren Erklärungen zum Kredit und die Freundlichkeit der Mitarbeiter*innen. 

Tes Pilapil: Als Regionaldirektorin für Südostasien trage ich die Gesamtverantwortung dafür, dass wir in der Region ein nachhaltiges Finanzierungsportfolio aufbauen und verwalten, das vollständig mit der globalen Strategie, den Grundsätzen und Werten von Oikocredit übereinstimmt.  

Dies beginnt mit der Auswahl der richtigen Partnerorganisationen. Meine Arbeit umfasst die Förderung langfristiger Kooperationsbeziehungen mit Partnern, die sich vor allem auf die Unterstützung wirtschaftlich benachteiligter Menschen und Gemeinschaften konzentrieren, damit diese ihr Leben verbessern können. Das sind vor allem Menschen, die außerhalb des formalen Bankensystems leben und nur begrenzte Möglichkeiten haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten  

Dabei gilt es, Chancen, Risiken, soziale Auswirkungen und Kundenschutz sorgfältig abzuwägen. Ich leite das regionale Team bei der Suche, Entwicklung, Konsolidierung und Ausweitung unserer Partnerschaften, Produkte und Dienstleistungen, durch finanzielle Unterstützung für Partner und durch den Aufbau von Kompetenzen und Fähigkeiten.  

Außerdem vertrete ich Oikocredit in der Region nach außen, etwa durch Netzwerkarbeit.  

Der Schutz der Kund*innen vor Überschuldung ist für unsere Arbeit einer der wichtigsten Faktoren. Unsere Partner verpflichten sich, alle ihre Kund*innen jederzeit fair und respektvoll zu behandeln, ihnen verantwortungsvoll gestaltete Kreditprodukte und Unterstützungsdienste anzubieten, die Zinssätze transparent zu machen und zu verhindern, dass Kredite zur Überschuldung führen. Den Kund*innen müssen die Kreditkonditionen klar sein und sie müssen verstehen und in der Lage sein, die Zinsen zu zahlen und den Kredit am Ende der Laufzeit zurückzuzahlen. Unsere Partner müssen sicherstellen, dass ihre Kund*innen wissen, was zu tun ist, wenn sie in Zahlungsschwierigkeiten geraten, und an wen sie sich bei der MFI wenden können. 

 

Welches sind die größten Herausforderungen für den Mikrofinanzsektor in Kambodscha, und wie ist Oikocredit daran beteiligt?  

Tes: Kambodscha ist von einem wirtschaftlichen Abschwung betroffen, der mehrere Ursachen hat, unter anderem die weltweit gesunkene Konjunktur nach der Pandemie. Die Einkommen vieler Menschen sind in den Sektoren gesunken, in denen die Oikocredit-Partner traditionell Kredite vergeben, wie etwa in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und in Kleinunternehmen der Tourismus-, Bau- und Textilbranche. Die Landwirtschaft ist für viele Menschen und Gemeinschaften in ländlichen Regionen wegen der Auswirkungen des Klimawandels (z. B. Dürren und Überschwemmungen) besonders problematisch geworden.  

Der kambodschanische Mikrofinanzsektor hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und ist heute stark umkämpft, wobei einige sehr große MFI und Geschäftsbanken auf dem Markt tätig sind. Einige arbeiten mit aggressiven Methoden und achten nicht auf den Schutz der Kund*innen. Auch der informelle Sektor, der unregulierte Kredite vergibt, ist ein großes Problem. 

Oikocredit ist seit 20 Jahren in Kambodscha tätig und gilt dort als Pionier für soziale Wirkung und Kundenschutz. Wir sind entschlossen, weiter dafür zu sorgen, dass unsere Partner nicht nur gute Arbeit leisten, sondern auch Gutes tun, das heißt wirtschaftlich benachteiligte Menschen vor Überschuldung schützen. Wir konzentrieren uns darauf, sicherzustellen, dass unsere Partner über die erforderlichen Richtlinien, Schutzmaßnahmen und Systeme verfügen, um das Wohlergehen der Kund*innen zu gewährleisten, und dass diese wirksam umgesetzt werden, insbesondere von den Mitarbeiter*innen mit direktem Kundenkontakt, wie den Kreditsachbearbeiter*innen. Wir achten auf den Bedarf unserer Partner an zusätzlichen Angeboten von uns, wie Beratung und Schulungen, und sind bereit, mit ihnen zusammenzuarbeiten, wenn es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. 

Kao: Mehrere unserer Partner und viele Endkund*innen sind in der Nähe von Tourismuszentren angesiedelt, wie der Tempelanlage Angkor Wat in der Provinz Siem Reap, wo der Besucherrückgang die Geschäftstätigkeit für kleine Dienstleistungsanbieter erschwert hat. Auch einige Fabriken wurden geschlossen, was sich wiederum auf die Art der lokalen Unternehmen auswirkt, an die unsere Partner Kredite vergeben.  

Aber vielen Kund*innen unserer Partner geht es nach wie vor gut, wie zum Beispiel Herrn Chea Samnang. Herr Samnang betreibt seit drei Jahren eine Schneiderei in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh. Mit einer Reihe von Krediten des Oikocredit-Mikrofinanzpartners LOLC Cambodia konnte er sein Unternehmen ausbauen: Er kaufte Material und Ausrüstung, die Qualität seiner Arbeit verbesserte sich und er konnte der steigenden Nachfrage gerecht werden. Herr Samnang hat auch investiert, um ein zusätzliches Einkommen zu erzielen, indem er einen Fahrzeugverleih betreibt. 

 

Wie lange arbeiten Sie schon bei Oikocredit und wie hat sich der Mikrofinanzmarkt in dieser Zeit verändert?  

Tes: Ich bin seit 20 Jahren bei Oikocredit und habe miterlebt, wie sich der Mikrofinanzsektor in Kambodscha zu einem komplexen Markt entwickelt hat. Auch die meisten unserer Partner haben sich von kleinen Kredit- oder Finanzierungsprogrammen oder Unternehmen zu wichtigen Akteuren auf dem Mikrofinanzmarkt entwickelt und bieten eine Reihe von Produkten an. Unsere Partner sind Organisationen mit gut ausgebildeten Mitarbeiter*innen und qualifiziertem Management, die mit anderen führenden internationalen Mikrofinanzunternehmen an einem Tisch sitzen.  

In den ersten Jahren gehörte Oikocredit zu den Pionieren, die in diesen Sektor investierten. Wir betraten oft Neuland, als wir in kleine MFI investierten, die unsere sozialen Ziele teilten. Dann folgten andere – oft größere – Investoren von MFIs. Wir waren diejenigen, die die kleinen MFI zuerst eingehend mit unserer sozialen und finanziellen Sorgfaltspflicht überprüften haben, bevor wir hier investierten. Diese unsere Arbeit reduzierte das Risiko für andere Investoren. Mit der Zeit wurde unsere eigene Nische im Land kleiner, da andere große Kreditgeber mit größeren Summen und oft niedrigeren Zinssätzen auf den Markt drängten. Einige unserer früheren großen MFI-Partner wurden von ausländischen kommerziellen Investoren übernommen, die keine institutionellen Verbindungen zu Oikocredit oder zu unseren Mitstreitern haben. 

Trotz der Verringerung unserer Finanzierungsrolle ist unser strategischer Wert für die Partner erhalten geblieben und sogar noch gestiegen, da wir über Fachwissen in den Bereichen Risikoprävention, soziales Leistungsmanagement und Kundenschutz verfügen. 

Kao: Ich arbeite seit 18 Jahren im Bereich der finanziellen Inklusion in Kambodscha – davon zwölf Jahre bei Oikocredit von 2006 bis 2018, wo ich Country Manager war. 2022 kehrte ich in Teilzeit zu Oikocredit zurück, um an der „Endkundenbefragung“ zu arbeiten. Seit September 2024 bin ich als Investment Officer in Kambodscha in Vollzeit für Oikocredit tätig. 

Ich stimme Tes zu: Der Sektor in Kambodscha hat sich über die Jahre gewandelt. Der Markt ist größer und vielfältiger als je zuvor. Und ja, es war Oikocredit, die als erste den Schwerpunkt auf soziales Wirkungsmanagement und Kundenschutz in dem Land gelegt hat. Dafür werden wir auch heute noch respektiert, von unseren Partnern und auch von der Zentralbank. Wir können stolz sein auf das, was wir erreicht haben. 

 

Welche Faktoren haben zur Überschuldung von Menschen in Kambodscha geführt? 

Kao: Die Überschuldung der kambodschanischen Mikrofinanzkund*innen ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, wie zunächst das rasante Wachstum des Mikrofinanzmarktes und die Marktveränderungen. Neue Kreditgeber sind in den Markt eingetreten, darunter auch Banken, von denen einige rein profitgetrieben sind, was nicht zuletzt auf Kosten des Kundenschutzes und der sozialen Auswirkungen geht. Probleme ergeben sich auch aus dem großen und unregulierten informellen Sektor des Landes, in dem private Geldverleiher*innen und sogar Kredithaie auf undurchsichtige Weise und ohne Kontrollen oder Kundenschutz arbeiten. 

Tes: Dem stimme ich zu. Der Mikrofinanzsektor ist ausgereift, mit Akteuren, die in Bezug auf soziale Leistung und Kundenschutz unterschiedlich aufgestellt sind. Es gibt sowohl regulierte Darlehensgeber – die MFI – als auch nicht regulierte informelle Kreditgeber*innen, die keiner gesetzlichen Zertifizierung unterliegen und in der Regel höhere Zinssätze verlangen. Ihre hohen Gebühren können zu Rückzahlungsproblemen und – ohne Regulierung – zu Verschuldung führen. Einige Kreditgeber*innen haben zu wenig auf die sozialen Auswirkungen und das Wohlergehen der Kund*innen geachtet oder aggressive Vermittlungspraktiken angewandt.  

Heute haben sich von den mehr als 80 in Kambodscha zugelassenen MFI weniger als die Hälfte öffentlich zu Kundenschutz-Standards verpflichtet. Oikocredit arbeitet nur noch mit fünf MFI im Land zusammen. Alle diese Partner wurden entweder von unabhängiger Seite für ihre guten Kundenschutzsysteme akkreditiert – was wir, wie bereits erwähnt, im Rahmen unserer Sorgfaltspflicht sorgfältig prüfen und regelmäßig überwachen – oder befinden sich im Prozess der Akkreditierung.  

Doch bei bester Kontrolle, bei besten Auswahlverfahren ist es für uns und unsere Partner mit über 50 Millionen Kundinnen und Kunden nicht möglich, jegliches Fehlverhalten und Fehlentwicklungen von vornherein auszuschließen. Uns ist bewusst: Selbst wenn wir unser Bestes geben und unsere Partner ihr Bestes geben, können immer noch Fälle auftreten, in denen etwas schief geht. Hier müssen wir wachsam sein und sicherstellen, dass wir umgehend Maßnahmen ergreifen, um die Probleme und Ursachen zu analysieren und Abhilfe zu schaffen. Wir unternehmen alles, um dem eigenen Anspruch einer sozial verantwortlichen Mikrofinanz gerecht zu werden.  

Es gibt noch weitere Ursachen für die Überschuldung in Kambodscha. Dazu gehören die bereits erwähnten wirtschaftlichen und klimatischen Probleme der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die ihre Erträge schmälern und es ihnen schwer machen, die Kredite zu bedienen. Ein weiterer Grund ist, dass einige Kund*innen ihre Kredite leider nicht für produktive Zwecke verwenden, sondern etwa für Konsumausgaben oder für Abhilfe in Notfällen, etwa im Falle von Krankheit in der Familie.  

 

Ist sich die kambodschanische Regierung der Herausforderungen auf dem Mikrofinanzmarkt bewusst? Setzt sie sich für mehr Kundenschutz ein? 

Tes: Soweit wir das beurteilen können und aus den von der Regierung veröffentlichten Informationen schließen können, scheint das Bewusstsein und die Besorgnis rund um die Überschuldung zu wachsen. Ein Beispiel: Die Zentralbank arbeitet mit den kreditgebenden Banken, ihrem Verband und gegebenenfalls mit den MFI und dem kambodschanischen Mikrofinanzverband zusammen, um sicherzustellen, dass die Kreditgeber die Mikrofinanzkredite von Kund*innen, die in Rückzahlungsschwierigkeiten geraten sind, umstrukturieren und Kreditvergaberichtlinien einführen, um eine Überschuldung zu verhindern. Darüber hinaus sehen wir, dass die Kontrolle des Sektors durch die Zentralbank intensiver geworden ist. Es finden mehr Besuche vor Ort statt, insbesondere um Banken besser zu beaufsichtigen, die neu in den Markt eingetreten sind. Ziel ist es, die Wettbewerbsbedingungen zwischen Banken und MFI in Bezug auf die ethische Behandlung von Kund*innen, Verhaltenskodizes und eine gemeinsame Vertragsvorlage, die Transparenz und die Offenlegung von Informationen für Kund*innen fördert, zu standardisieren. 

Es ist vielleicht auch interessant zu wissen, dass Ende 2023 die NBC und die Vereinten Nationen in Kambodscha mehrere Interessengruppen zum Thema Mikrofinanzierung einluden, um das rasche Wachstum des Sektors und Probleme wie Verschuldung gemeinsam zu erörtern. Dabei wurden Wege zur Bewältigung der Herausforderungen und zur Stärkung des Finanzsektors aufgezeigt. Die Beteiligten verpflichteten sich zu konkreten Maßnahmen, darunter die Sicherstellung, dass alle Mitglieder der Cambodia Microfinance Association und der Association of Banks in Cambodia ihren vereinbarten Verhaltenskodex und ihre Kreditvergaberichtlinien befolgen sowie die Einrichtung eines unabhängigen zentralen Schuldnerberatungsdienstes für Kreditnehmer*innen.  

Die Regierung hat auch Schulungen der Social Performance Task Force (SPTF) für Fachkräfte, die den Sektor beaufsichtigen, finanziert. Cerise+SPTF ist das internationale Gremium, das für die Einhaltung hoher Mikrofinanzstandards zuständig ist.  

 

Warum bleibt Oikocredit in Kambodscha, obwohl die Situation dort so schwierig ist?  

Tes: Wir bleiben in Kambodscha, weil wir dort immer noch etwas Positives bewirken, indem wir mit verantwortungsvoller Mikrofinanz für unsere Werte einstehen . Im Gegensatz zu vielen gewinnorientierten Kreditgebern geht es bei Oikocredit nicht um Profitmaximierung. Seit 50 Jahren besteht unsere Mission darin, wirtschaftlich benachteiligten Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr Leben selbst zu gestalten und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.  

Deshalb setzen wir unsere Ressourcen und unser Wissen weiterhin ein, um solche MFI in Kambodscha zu unterstützen, von denen wir wissen, dass sie einen positiven Beitrag zum Leben einkommensschwacher Menschen und Gemeinschaften leisten, indem sie verantwortungsvolle Kreditdienstleistungen anbieten. Wir reflektieren regelmäßig: Sind wir in diesem Land noch relevant? Wenn nicht, dann ist es Zeit, uns zurückzuziehen. Aber unsere Partner und andere Stakeholder in Kambodscha machen immer wieder sehr deutlich, dass wir immer noch relevant sind. Einer unserer kambodschanischen Partner sagte uns beispielsweise kürzlich, dass wir zwar weniger als 1 Prozent seiner Finanzmittel bereitstellen, er aber unser Fachwissen in Bezug auf soziales Wirkungsmanagement und Kundenschutz schätzt und wir hier ein wichtiger Ansprechpartner sind. 

Obwohl wir bei unserer Arbeit hohe Standards einhalten, überschätzen wir unseren Einfluss nicht. Uns war immer klar, dass wir mit anderen Investor*innen zusammenarbeiten sollten, die den gleichen sozialen Ansatz haben. Das tun wir auch: Oikocredit arbeitet eng mit führenden europäischen Mikrofinanz-Investmentgesellschaften und mit dem globalen Standardisierungsgremium Cerise+SPTF zusammen.  

Kao: Wenn wir über die Herausforderungen sprechen, sollten wir nicht vergessen, die positiven Auswirkungen der Kredite unserer Partner auf das Leben der Menschen zu sehen. Ich möchte hier die Geschichte einer Kundin, Frau Oeurn Samon, erzählen. Frau Samon ist Mitte 30, verheiratet und hat zwei Kinder. Sie baut Longan-Früchte in Pailin an und verkauft diese auf dem lokalen Markt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sie ihre Longan-Farm von 2 auf 13 Hektar vergrößert und arbeitet nun mit anderen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zusammen, so dass sie pro Woche bis zu zehn Tonnen Longan verkaufen kann. Frau Samon ist Kundin von Amret, einem der kambodschanischen Mikrofinanzpartner von Oikocredit. Mit der Unterstützung von Amret hat sie einen LKW gekauft, mit dem sie Landarbeiter*innen befördert und die Longan-Früchte sammelt und zu den Verkaufsstellen transportiert.